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und der empörenden Opportunismen. Ich-bin-auch-da.
Ich-bin-auch-da. (Unter den Ich-bin-auch-da ein Unver-
schämter, der in Kambodscha begeistert über Pol Pot ge-
schrieben hatte.) Wie Schatten einer Vergangenheit, die
niemals vergeht, haben sie die Flagge des vorgetäuschten
Pazifismus gehisst, ein schönes Feuer entfacht, auf dem
sie die Häretikerin verbrannten (oder gern verbrannt hät-
ten.) Und los ging es mit dem Ruf: »Auf den Scheiterhau-
fen, auf den Scheiterhaufen! Allah Akbar, Allah Akbar!«
Und los ging es mit Beschimpfungen, Anklagen, Verur-
teilungen, einer Flut von Artikeln, die (zumindest in der
Länge) dem meinen nachzueifern suchten. Jedenfalls ist
mir das berichtet worden von den Ärmsten, die sich die
Mühe gemacht haben, sie zu lesen. Ich muss nämlich ge-
stehen, dass ich sie nicht gelesen habe. Und auch nicht
lesen werde. Erstens, weil ich solche Reaktionen erwar-
tet hatte und schon im Voraus wusste, worüber die Ich-
bin-auch-da ihre Tiraden anstimmen würden, sodass ich
keinerlei Neugier verspürte. Zweitens, weil ich den (zu
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diesem Zeitpunkt noch begeisterten) Herausgeber am
Ende meines Artikels schon darauf hingewiesen hatte,
dass ich mich an keinerlei lächerlichen Streitereien oder
sinnlosen Polemiken beteiligen würde. Drittens, weil die
Zikaden unweigerlich Personen ohne Ideen und ohne Ei-
genschaften sind: Um sich zu produzieren, beißen sich
diese frivolen Blutsauger am Schatten dessen fest, der in
der Sonne steht, und wenn sie in der Zeitung zirpen, sind
sie tödlich langweilig. (Der ältere Bruder meines Vaters
war Bruno Fallaci. Ein großer Journalist. Er hasste die
Journalisten. Als ich für verschiedene Zeitungen arbeite-
te, machte er mir immer Vorwürfe, weil ich als Journa-
listin und nicht als Schriftstellerin tätig war, und er ver-
zieh mir erst, ah ich als Kriegsberichterstatterin anfing,
doch war er ein großer Journalist. Er war auch ein gro-
ßer Herausgeber von Zeitungen, von dem man wahrhaf-
tig viel lernen konnte, und wenn er die Grundregeln des
Journalismus erläuterte, sagte er: »Vor allem niemals den
Leser langweilen!« Die Zikaden jedoch langweilen einen
zu Tode.) Letztlich auch, weil ich ein sehr strenges und
intellektuell reiches Leben führe: Eine solche Lebensweise
lässt keinen Platz für bornierte oder frivole Botschaften,
und um sie mir vom Leib zu halten, befolge ich den Rat
meines berühmten Landsmannes. Des Verbannten par
excellence, Dante Alighieri: »Non ti curar di lor, ma gu-
arda e passa. Kümmere dich nicht um sie, schau hin und
schreite vorüber.« Ich gehe sogar noch weiter: Ich schreite
vorüber und schaue nicht einmal hin.
Dennoch möchte ich mir den Spaß erlauben, einer von
diesen Zikaden zu antworten, wie dem Unglücksraben,
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der mich schon mit einem Bein im Grab sieht. Einer Zika-
de, deren Geschlecht und Identität mir gleichgültig sind,
von der mir jedoch hinterbracht wurde, sie habe mich,
um mein Urteil über die islamische Kultur zu entkräften,
beschuldigt, »Tausendundeine Nacht« nicht zu kennen
und den Arabern das Verdienst absprechen zu wollen, das
Konzept der Null definiert zu haben. O nein, mein Herr
oder meine Dame oder mein Weder das Eine Noch das
Andere: Ich interessiere mich leidenschaftlich für Mathe-
matik, und den Begriff der Null kenne ich gut. In meinem
Buch »Inschallah«, übrigens ein Roman, der auf der For-
mel von Boltzmann aufgebaut ist (sie besagt Entropie-
gleich-Boltzmannkonstante-multipliziert-mit-dem-Lo-
garithmus-naturalis-der-Zerstörungswahrscheinlich-
keit), lege ich sogar genau dieses Konzept der Null der
Szene zugrunde, in welcher der Sergeant Passepartout
tötet. Besser gesagt, ich lege ihr die teuflischste Aufgabe
zugrunde, die den Studenten an der Scuola Normale, der
Eliteuniversität von Pisa, je zu diesem Konzept gestellt
wurde: »Erklären Sie, warum Eins mehr ist als Null.« (So
teuflisch, dass man sie ad absurdum führen muss.) Nun,
mein Herr oder meine Dame oder mein Weder das Eine
Noch das Andere, mit der Behauptung, dass der Begriff
der Null der arabischen Kultur zu verdanken sei, kön-
nen Sie sich nur auf den arabischen Mathematiker Mu- [ Pobierz całość w formacie PDF ]

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